„Cyber-Versicherungen werden ihre Marktdurchdringung weiter fortsetzen“: Manuel Metz im Interview

Ein Foto von Manuel Metz

„Cyber-Versicherungen werden ihre Marktdurchdringung weiter fortsetzen“: Manuel Metz im Interview

Die Cyber-Versicherung von Berkley Deutschland feiert fünfjähriges Jubiläum. Zeit für einen Aus- und Rückblick. Im Interview erzählt Manuel Metz, Manager Liability und Cyber, wie sich der Cyber-Versicherungsmarkt seit 2017 bis heute verändert hat, was für das neue Jahr zu erwarten ist und was das für die Berkley Cyber Risk Protect bedeutet.

Von Julian Hentrup

Zunächst ein Blick zurück: Wie hat sich der Cyber-Versicherungsmarkt in Deutschland seit 2017 entwickelt?

Manuel Metz: Der Cyber-Versicherungsmarkt war vor rund fünf Jahren noch ein anderer, als heute. Cyber war damals geprägt von großer Zeichnungsbereitschaft der Versicherer, hohen Kapazitäten und günstigen Versicherungsprämien.

Unternehmen konnten in dieser Zeit somit leicht eine Cyber-Versicherung abschließen. Dies lag unter anderem daran, dass Versicherer gegenüber potenziellen Kunden meist nur einen geringen Informationsbedarf hatten. Denn diese mussten nur wenige Mindeststandards – etwa im Bereich IT-Sicherheit – vorweisen können. Anders als in den etablierten Versicherungssparten fehlte der Branche noch die jahrelange Underwriting Erfahrung.

Hinzu kam, dass es in Deutschland und Österreich nur wenige Cyber-Schäden gab und die Versicherer über wenig lokale Cyber-Schadenerfahrung verfügten. Heute ist das ganz anders.

Was hat sich demgegenüber bis heute verändert?

MM: Insbesondere in den letzten drei Jahren beobachten wir starke Veränderungen. Der Cyber-Versicherungsmarkt hat sich weiterentwickelt. Zum Beispiel zeigen Versicherer mittlerweile eine eher zurückhaltende Zeichnungsbereitschaft. Das liegt daran, dass immer mehr und vor allem auch größere Cyber-Schäden eintreten, die Versicherer zunehmend lokale Schadenerfahrungen sammeln und immer mehr kritische zero-day-exploits bekannt werden. Man kann somit sagen, dass Versicherer ihres Risikos bewusster geworden sind. Das führt teilweise sogar zu einem Kapazitätsrückgang bei Versicherern.

Mittlerweile kann beobachtet werden, dass ein intensiveres Underwriting bei Neuabschlüssen und Vertragsverlängerungen von Cyber-Versicherungen stattfindet. Insgesamt hat die Branche auf die steigenden Cyber-Risiken, Schadenfälle und gesammelten Erfahrungen mit angepassten Versicherungsprämien und Selbstbehaltsanpassungen reagiert. Aus heutiger Sicht waren die damaligen Versicherungsprämien und Selbstbehalte teilweise nicht risikoadäquat. Mittlerweile setzt die Branche Mindeststandards im Bereich IT-Sicherheit und Datenschutz voraus. Diese variieren je nach Branche und Unternehmensgröße.

Meiner Meinung nach wird sich der Cyber-Versicherungsmarkt aber auch im nächsten Jahr weiterentwickeln und wachsen, insbesondere in Bezug auf individuelle und spezialisierte Cyber-Versicherungen. Der Bedarf und das Risikobewusstsein bei den Kunden steigt immer weiter und die Cyber-Versicherung hat sich im Schadenfall bewährt.

Wie hat sich vor diesem Hintergrund die Sparte Cyber bei Berkley Deutschland entwickelt?

MM: Unser Cyber-Versicherungsprodukt, mit welchem wir vor rund fünf Jahren in Deutschland und Österreich gestartet sind, hat sich im Laufe der vergangenen Jahre zu einem festen Bestandteil unseres Produktangebots entwickelt. Von Anfang an haben wir uns dabei als Versicherer für kleine und mittelständische Unternehmen verstanden und zudem einen opportunistischen Ansatz im Exzedentenbereich entwickelt. Dieser Strategie und diesem Underwriting-Ansatz sind wir bis heute treu geblieben. Unser Ziel ist dabei klar formuliert: wir wollen gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern und Versicherungskunden erfolgreich wachsen und weiterhin guten Cyber-Versicherungsschutz bieten sowie versicherbar machen.

Nicht nur für uns in Deutschland war im Jahr 2017 die Einführung einer Cyber-Versicherung neu. Für die W. R. Berkley Europe AG insgesamt, deren Teil wir sind, war dies Neuland und ein bislang nicht abgedecktes Versicherungssegment. So haben wir bei Berkley Deutschland ein ganz neues Cyber-Team aufgebaut. Dieses Cyber-Fachwissen wurde nach und nach auch in den anderen europäischen Niederlassungen der W. R. Berkley Europe AG in Spanien, Norwegen und Schweden genutzt. Diesen erfolgreichen Weg möchten wir in den nächsten Jahren gemeinsam fortsetzen.

Wofür steht Berkley Deutschland mit der Cyber-Versicherung?

MM: Wir bieten nicht ausschließlich Versicherungsschutz. Wer bei uns eine Cyber-Versicherung abschließt, kann daneben auch weitere Zusatzleistungen in Anspruch nehmen. So können wir unseren Versicherungskunden gezielte Präventionsmaßnahmen anbieten, um einem möglichen Cyber-Krisenfall vorzubeugen. Möglich machen wir das durch Berkley Cyber Risk Protect mit erfahrenen Dienstleistern, die sich im Segment der Cyber-Sicherheit spezialisiert haben. In der Cyber-Krise bieten wir unseren Versicherungsnehmern einen inkludierten und vollumfänglichen Cyber-Krisenmanagement-Service an, um in der Cyber-Krise die schnellstmögliche Rückkehr zum Normalbetrieb zu gewährleisten. Hierfür haben wir ein erfahrenes externes Netzwerk an Krisenmanagern, IT-, Rechts- oder Kommunikationsexperten für unsere Kunden zusammengestellt.

Insgesamt verfügen wir bei Berkley Deutschland über ein ausgeprägtes Know-how – vom Underwriting bis hin zur Schadenbearbeitung. Unser Underwriting-Team verfügt über langjährige Erfahrung in der Sparte Cyber. Darüber hinaus legen wir großen Wert darauf, dass Entscheidungen lokal getroffen und Lösungen rasch und zielorientiert entwickelt werden können. Das macht unter anderem auch unsere eigene Schadenabteilung möglich, die die Abwicklung im Schadensfall gemeinsam mit unserem Cyber-Krisenmanagement vollumfänglich in die Hand nimmt.

Zum Schluss ein Ausblick auf 2023: was sind die zentralen Themen im Bereich Cyber-Security und wie geht es für die Berkley Cyber Risk Protect weiter?

MM: Cyber-Versicherungen werden trotz einer Konsolidierung auch im nächsten Jahr ihre Marktdurchdringung weiter fortsetzen. Gleichzeitig kommen sowohl auf Versicherungskunden als auch auf Versicherungsunternehmen Herausforderungen zu.

Für Versicherungskunden wird es aufwendiger werden, einen adäquaten und bezahlbaren Cyber-Versicherungsschutz einzukaufen, sollten diese die jeweils geforderten Mindeststandards in IT-Sicherheit und Datenschutz nicht erfüllen. Zwar sind diese Mindestanforderungen teilweise spezifisch und unterscheiden sich nach Branche oder Unternehmensgröße, es ist aber zu beobachten, dass immer mehr Unternehmen in ihre IT-Infrastruktur und -sicherheit investieren. Daher kann damit gerechnet werden, dass die sich zum Teil erhöhten Preis- und Selbstbehaltsanpassungen in der jüngsten Vergangenheit wieder auf ein deutlich geringeres Maß einpendeln werden.

Bei Versicherungsunternehmen wird sich hingegen die Underwriting-Disziplin weiter verschärfen müssen, um eine profitable und zukunftsfähige Sparte zu etablieren. Gleichzeitig werden Versicherer zunehmend darauf angewiesen sein, die eigenen Underwriting-Prozesse zu beschleunigen und effizienter zu gestalten. Potenzielle Versicherungskunden werden diesen Anspruch an die Versicherer stellen. Für alle Beteiligten gleichermaßen relevant werden Kumulkrisen und der Umgang mit Zero-Day-Exploits sein.

Unser Ziel bei Berkley Deutschland für 2023 ist es, mit der Cyber-Versicherung weiter profitabel zu wachsen und noch stärker zu etablieren. Auch im nächsten Jahr liegt dabei der Fokus auf unseren Kunden. Gemeinsam identifizieren wir den tatsächlichen Versicherungsbedarf und entwickeln hieraus individuelle Lösungen. Besonderes Augenmerk liegt auf unseren Cyber-Partnerschaften, die wir weiter ausbauen werden.

Hinweis: Dieser Inhalt dient lediglich zu allgemeinen Informationszwecken und sollte nicht als Rechts-, Risikomanagement-, Technologie- oder sonstige professionelle Beratung angesehen werden.

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